Eine kleine Kirchengeschichte - Wie sich überzeugte Raucher als “Nichtraucher” geben?

● Früher war es doch irgendwie besser, das sagen viele Leute. Da gab es die katholische Kirche und sie hat klar die Wahrheit des Evangeliums verkündet. Da wusste man, woran man war. Dann gab es auch die, die sich von ihr trennten oder von ihr abfielen. Natürlich leider auch solche, die nie zu ihr gehörten. Dies alles bezeichnete man entsprechend als “Schisma”, “Irrlehre” oder “Unglaube”. Die Fronten waren klar und man wusste, was die kirchliche Lehre war. Jeder war im Bild, alle konnten sich entsprechend orientieren.
Heute dagegen ist nichts mehr so klar und eindeutig. Man weiß eigentlich nicht mehr so richtig, was überhaupt kirchliche Lehre ist. Einmal heißt es so, dann aber auch ganz anders. Manchmal zugleich auch sogar das krasse Gegenteil von beidem. Alles ist verschwommen. Wer soll da noch durchblicken?
Dazu sind “Häretiker” und “Schismatiker” plötzlich zu lieb gewonnenen “Brüdern” mutiert. Und die, die nicht einmal an Jesus Christus glauben, werden ebenfalls nimmermüde hochgepriesenen und hofiert, als hätten sie die Wahrheit geradezu gepachtet oder die Weisheit mit Löffeln gegessen. Diese alle werden mit Lob überhäuft und fast unangefochten als moralische Autoritäten anerkannt.
Die dagegen, die die frühere Ordnung in Glaubenslehre, der theologischen Begriffssprache und Disziplin bevorzugen und auch wieder zurück haben wollen (nennen wir diese mal “Traditionalisten”) werden sarkastisch belächelt, schief angeschaut und als Ausgestoßene behandelt. Sind diese nicht sowieso alle “Rechtsradikale”? Wer soll bei diesem wirren Durcheinander noch verstehen, was der eigentliche Sachverhalt ist, wie einzuordnen ist, wo die berühmte “Front” zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch verläuft?
Und viele haben schon manche interessante Worte zu diesem ganzen Durcheinander verloren. Die einen von der theologischen, die anderen von der kirchenrechtlichen, die dritten von der moralischen Seite her gesehen. Vielleicht wären dazu auch die folgenden Überlegungen von Interesse und könnten unseren Blick für den eigentlichen Sachverhalt schärfen. Stellen wir uns also die Geschichte der jüngeren kirchlichen Epoche so vor.
● Nehmen wir an, es geht ums Rauchen. Wohl kein intelligenter und vernünftiger Mensch wird je bezweifeln, dass das Rauchen an sich gesundheitsschädigend und gefährlich ist. Es führt in nicht wenigen Fällen zu Lungenkrebs und dem Tod. Rauchen macht auch abhängig und zieht den Menschen immer weiter in seinen verderblichen Bann.
Da gibt es eine Gemeinschaft (erkennen wir darunter die katholische Kirche), die vom Ewigen Leben selbst ins Dasein gerufen wurde. Sie erhielt den Auftrag, sich um die Gesundheit der Menschen, aller (!) Menschen, zu kümmern. Daher sagt auch diese Gemeinschaft seit Beginn ihrer Existenz, was die Menschen unbedingt unternehmen sollten, um gesund zu leben und nicht zu sterben. Ihr liegt dieses Wohlergehen der Menschen am Herzen.
Ihr wurden auch die entsprechenden Heilmittel der lebenserhaltenden Medizin in die Hand gegeben, damit der Mensch bei deren Einnahme möglichst gesund bleibt und lebt. Wenn er aber leider krank wird (aus eigenem Leichtsinn), trägt diese Medizin zu seiner Genesung bei. Man muss sie nur entsprechend lang und geduldig einnehmen.
Diese Gemeinschaft weiß aber auch um die Gefahren für die Gesundheit und das Leben der Menschen! Und davon gibt es leider nicht wenige. Deswegen weist sie auch deutlich genug auf diese Gefahren hin. Sie warnt auch mit Nachdruck vor den verschiedensten Krankheiten. Und so stuft sie auch das Rauchen in ihrem Werturteil als schlecht und lebensbedrohlich ein. Sie möchte mit ihren sämtlichen Aktivitäten unbedingt verhindern, dass die Menschen zum Rauchen greifen. Sie will nicht, dass sie das Rauchen verharmlosen, ihm nachgehen, davon abhängig werden, krank werden und schließlich sterben.
Kann man ihr dies verübeln? Handelt sie dadurch irgendwie “menschenverachtend”? Eigentlich auf keinen Fall. “Bevormundet” sie dadurch die Menschen und “raubt” ihnen die “Freiheit”? Letztendlich nicht im Geringsten. Denn sie nimmt ihnen ja nicht die Freiheit der eigenverantwortlichen Entscheidung. Sie warnt sie nur vor einem schlimmen und folgenschweren Fehltritt. So tun es ja auch die guten Väter und Mütter. Nur aus Liebe, weil sie eben um sie besorgt ist.
Soll die Kirche für diese liebende Fürsorge gemaßregelt und durch den Kakao gezogen werden? Nein, im Gegenteil. Sie müsste dafür höchste Anerkennung finden. Wenigstens bei jenen, die anständig sind, denen die Gesundheit, das Wohlergehen und das Leben der Mitmenschen ebenfalls nicht gleichgültig sind.
Aber dann erblicken wir am Horizont Menschen, die seltsamerweise unzufrieden sind mit der negativen Bewertung des Rauchens. Sie wenden ihren Blick vom tiefen Streben des Menschen nach der überwältigenden Freude eines gesunden Lebens ab. Sie meinen, gerade das Rauchen (als Suchtmittel) verpasse ihnen einen (kurzfristigen) Kick, der den Sinn des Lebens ausmache.
Gegen alle Vernunft und menschliche Erfahrung pochen sie auf ihrem ihnen angeblich verbrieften “Recht” auf das (exzessive) Rauchen. Sie bezeichnen es “Menschenrecht” und “Selbstverwirklichung”, wenn sie sich durch kapitale Fehltritte ins Verderben stürzen. Kann man sie davor mit Gewalt abhalten? Nein, das geht nicht. Darf man versuchen, die übrige Bevölkerung wirksam vorm Flächenbrand des Rauchens zu schützen? Das muss man, sonst ist man ja nicht um das Wohlergehen der Menschen besorgt.
Aber was noch schlimmer ist: Jene rauchenden “Menschenrechtler” verübeln der Kirche grundsätzlich deren negative Einstufung des Rauchens und die entsprechenden Warnhinweise gegen die betreffenden großen Gefahren. Sie bezeichnen es sogar als “Verbrechen”, dass sie letztendlich an der Gesundheit der Menschen Interesse zeigt. Ist das nachzuvollziehen? Eigentlich nicht im geringsten. Die Kirche wird von ihnen gegen jede gesunde Logik ethisch ins schlechte Licht gerückt, weil sie die Menschen schützen und vorm Rauchen bewahren will. (Als ob jene Eltern ideal wären, die sich nicht um die Gesundheit und das Leben ihrer Kinder Sorgen machen.)
Zwar kann kein vernünftiger Mensch solche absurden “Argumente” verstehen. Aber sie werden dennoch als “fortschrittlich” bezeichnet. Da kommt halt die Macht der Medien zum Vorschein. Weitestgehend überzeugte Raucher. Und so kümmern sie sich halt um die “Öffentlichkeitsmeinung”. Und das große Geld ist auch nicht weit. Regiert es ja bekanntlich besonders die heutige Welt. Man raucht fleißig und trage dadurch zur “Volksgesundheit” bei. Zwar absurd, aber eben “modern”. Das Dollarzeichen und Machtzepter lassen grüßen. Die machen ja auch den reizenden Kick aus.
● Und nun passiert etwas bis dahin völlig Unvorstellbares. Zuerst weiten sich die Raucher still und heimlich in der Kirche aus. Sie gewinnen Schritt für Schritt an Einfluss und Ansehen. Aber diese konspirative Vorgehensweise diene ja auch nur der “guten Sache”. Man sei ja schließlich nur dem “Wohl” der Menschen verpflichtet. Dem müsse man ja dann offensichtlich auch wichtige moralischen Bedenken unterordnen. Das Ziel heilige ja die Mittel.
In der Folge schleichen sich solche “rauchende ‘Nichtraucher’” bis in die höchsten Einflussstrukturen der Kirche vor. Obwohl diese an sich nur gegen das Rauchen sein kann. Und es immer so war. Ohne Wenn und Aber. Ohne darüber überhaupt herum zu diskutieren. Jene Gruppe fängt aber an, dort richtig zu schalten und zu walten. Opportunisten gibt es ja viele. Gleichgesinnte werden bevorzugt. Sie geben vor, immer mehr das “Schöne” und “Beglückende” am Rauchen entdeckt zu haben. Dafür wird mächtig die Werbetrommel gerührt.
Solche irreführenden Sprüche verwirren zunehmend die Gläubigen. Sie bekommen immer weniger zu hören, was Gut und was Böse, was Richtig und was Falsch ist. Die Grenzen werden verwischt und Konturen vernebelt. Alles gleicht einem Einheitsbrei. Nichts ist mehr eindeutig, nichts glasklar. Die Wahrheit? Was ist das? Alles sei ja relativ, wird neuerdings behauptet.
Dann übernimmt die Raucher-Clique gänzlich das Kommando auf dem (formalen) Schiff der Nichtraucher. Sie stellen auch den Kapitän. Eigentlich präsentiert man sich den Katholiken offiziell als Nichtraucher. Obwohl man vor allen ganz offen raucht. Und das Rauchen fördert und verherrlicht. Dabei wird das Nichtrauchen belächelt und bewusst zurückdrängt. Ist das alles nicht Betrug? Und gewaltiger Etikettenschwindel? Sicher doch. Und eindeutig unverschämt. Aber doch auch geradezu diabolisch “effektiv”. Und wenn kümmert’s außerdem?
Diese neuen “Kapitäne” samt ihrem “Offiziersstab” veranstalten eine große Versammlung. Darauf beschließen und verkünden sie der ganzen Welt feierlich eine wesentliche “Neuerung”. Ab jetzt habe man sogar ein ausdrückliches “Recht” auf den Irrtum, ein “Recht” aufs Rauchen! Welche Rauschmittel auch immer dieses verderbende Rauchen ausmachen sollten.
Früher bestand “Religionsfreiheit” im “Frei-Sein vom Zwang in religiösen Dingen”, im tolerierenden Ertragen dessen, was die anderen an Falschem annehmen und Irrtümlichem verstehen. Ohne das Falsche gutzuheißen, ohne es zu fördern.
Auf jener Versammlung aber sprach man dem Falschen und dem Irrtum dagegen sogar ein “Recht” auf Existenz zu. Man gewährt jedem Abweichen von der Wahrheit und jeder aktiven Förderung des ungesunden Lebenswandels, dem Rauchen also, eine “legitime” Daseinberechtigung zu. Als ob es von Gott gewollt sei, als ob das Unwahre von Ihm nicht lediglich toleriert werde.
Ja, man stelle jenes “Recht” auf den Irrtum sogar als ein universales dar, als ob es göttlich verbrieft sei. Nicht mehr das allumfassende gesunde Wohlbefinden, die beglückende Freude am Leben, habe den Inhalt des menschlichen Daseins auszumachen und als dessen Ideal zu gelten. Nein, ab jetzt solle es hauptsächlich um das Ausleben der menschlichen Freiheit gehen.
Man besitze ja ein von Gott angeblich garantiertes “Recht” auf das Unwahre, Falsche, auf das Rauchen nämlich. Was auch immer man dabei mache. Welcher Verirrung auch immer man dabei folge. Welchen Preis auch immer man dann in der Folge dafür auch bezahlen müsse. Es lebe also die (Narren)”Freiheit”. Als ob Gott den Tod des Menschen wollte. Als ob Er sich einfach so damit abfinde. Als ob Ihm alles gleichgültig wäre.
Nicht mehr die allen Menschen innenwohnende Erkenntnis vom Sinn und der geistigen Tiefe des Lebens erscheint hier als die oberste moralische Instanz. Als solche gilt jetzt plötzlich die private menschliche Meinung. Sie erhält bei den neuen “Kapitänen” und deren “Offiziersstab” geradezu eine göttliche Dimension. Die Bemühung um jene Erkenntnis sei nicht unbedingt an die erste Stelle zu stellen. Sie sei somit doch irgendwie uninteressant, irrelevant. Es lebe der Mensch als solcher, ihn habe man in den Mittelpunkt der “Glaubensverkündigung” der “Kirche” zu stellen, wie einer jener falschen “Kapitäne” (Joh. Paul II.) es mal markant formulierte. Und dieser gilt seit kurzen sogar als ein ganz besonderes Vorbild. Alles amtlich. Mit Unterschrift und Siegel.
● Somit handelt es sich hier um eine Gesellschaft, die den überzeugten Nichtrauchern sagt, gegen das Rauchen zu sein. Zugleich bringt sie dem Rauchen wiederholt und emotionsgeladen ihre Wertschätzung und Hochachtung zum Ausdruck. Sie spricht jedem Raucher das “Recht” zu, immer und jederzeit rauchen zu “dürfen”. Sie ächtet jeden Nichtraucher, der sich gegen das Rauchen ausspricht. Sie stößt jeden Nichtraucher aus ihrer Mitte aus, der das Rauchen als negativ bewertet, der dem Nichtraucher ein (göttlich gewährtes) “Recht” aufs Rauchen abspricht.
Kann man da noch sagen, sie sei mit jener ursprünglichen Gemeinschaft, die eindeutig gegen das Rauchen war, identisch? Muss man nicht eher sagen, es handele sich hier um einen Fall eines gewaltigen Betrugs und Etikettenschwindels? Zwar “römisch-katholisch” drauf, aber ganz was anderes drin. Das Gegenteil davon. Lüge und Wahrheit werden verdreht. Recht und Unrecht miteinander vertauscht.
So verlangt sie auch von jedem jener ausgestoßenen Nichtraucher ein feierliches Bekenntnis zum “Recht” aufs Rauchen, will er sich dieser Gesellschaft wieder anschließen. Sonst keine Aufnahme. Das sei halt der “ordentliche” Weg, seine Gesundheit zu pflegen. Wie wenn ein Kranker wissentlich Gift nehmen müsse, um gesund zu werden. Wie wenn ein Beichtkind zuerst ein “Recht” aufs Sündigen erklären müsse (und selbst sündigen dürfe!), um Vergebung seiner Sünden zu erlangen. Absurd? Ganz klar. Aber alles im Namen der Narrenfreiheit. Und der pervertierten “Menschenrechte”.
Aber neuerdings gibt’s eine gewaltige Sensation. Jetzt “darf” man als rauchender “Nichtraucher” sogar ab und zu rauchfreie Tage einlegen. Das sei halt der “außerordentliche” Weg. Man nehme also in der Regel ab und zu eine Medizin ein, aber sonst bitte unbedingt das Gift. Das fördere das Leben. Gell, ein echter “Fortschritt”. Und wie “gesund” wird man da. Danke für einen solchen großartigen “Gnadenerweis”, “Heiliger Vater”!
Aber nun verhandeln sogar einige der eigentlichen Nichtraucher (sie nennen sich Bruderschaften), um bei den fleißig “rauchenden ‘Nichtrauchern’” Aufnahme zu finden, die das Rauchen ja emsig propagieren. Und es, wie gehört, auch über alles rechtfertigen. Um halt bei allen Anerkennung zu finden. Bei den Rauchern und Nichtrauchern. Je nachdem halt, zu wem man gerade spricht. Man möchte ja alle im Boot behalten. Und sie hineinbekommen. Um sie wohl besser überblicken, stärker beeinflussen, wirksamer kontrollieren zu können. Es gehe ja um die neue Weltordnung, der man diene.
Für solche Bruderschaften ist es der Inbegriff der Weisheit, sich jener “Neukirche” anzuschließen. Nur so würde man angeblich wirklich das Nichtrauchen fördern können. Sie empören sich über die treuen Nichtraucher, die die neuen “Kapitäne” als Schwindler entlarven. Da diese ja das Rauchen legitimieren. Und die Menschen beim Gang ins Verderben unterstützen. Geschweige denn dabei etwas Entschiedenes gegen diese Entwicklung sagen.
Die Moral von der Geschichte? Kann man als überzeugter Raucher wirklich ein Nichtraucher sein? Wer darauf keine richtige Antwort findet, der hat ein Problem. Und zwar ein ganz gewaltiges. “Fromme” Sprüche sind zwar schön. Sie gaukeln einem gern eine heile Welt vor. Aber die traurige Realität des Rauchens sieht leider ganz anders aus. Die Gesundheit geht trotzdem den Bach hinunter. Wenn man nicht aufpasst, ist auch das Leben in Gefahr. Trotz der Illusion, der man sich hingibt. Oder gerade auch deswegen!


John Wine

 

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